Omerta (das Solo der Welt)
Wenn jeder Bach doch sein Lied singt.
Es raschelt der Wind in den Bäumen.
Furchtsam und wachsam, Omerta! Omerta!
So hör ich das Solo der Welt.
Des Nachts darf ich singen: die Stille so still
verträumt spielt das Segel im Wind
Ruderlos, Traumschiff: so sorglos, die Nacht
so uferlos, formlos die Welt
Ach, ach, wie idyllisch
ach, ach, ach wie schön
wie tröstlich, wie richtig
wie Gott macht das schon
Als irgendwann Tag ward, Omerta! Omerta!
Da hab ich, nein, heb ich,
heb furchtlos und laut
das Ruder, das wo ich ins Wasser getaucht,
zum Lied an, und schreie: vor Trauer, vor Glück,
mein Lied in die Welt und die Welt schreit zurück:
"Omerta! Omerta!", so schreie ich toll
und dann fällt ein Schuss – weil ein Schuss fallen soll.
Omerta! Omerta!
Wie grausam und schwer
wie sinnlos und nichtig
wie eitel und leer!
Und wenn jeder Bach doch sein Lied singt.
Es raschelt der Wind in den Bäumen.
So furchtsam und wachsam, Omerta! Ganz gleich,
so sing ich im Solo der Welt.
墨白